Helge Schneider

Wintersemester 2012/13

Je alberner ein Künstler auf den ersten Blick erscheint, je schriller seine Trash- und je avancierter seine Hochkultursignale, desto wahrscheinlicher ist es, dass er in Academia naserümpfend abgetan und im Gegenzug von Fans exegetisch überhöht wird. Entsprechend nah liegt das bei Helge Schneider, der seit Mitte der 1990er Jahre mit Hits wie Katzeklo das spaßgesellschaftliche TV-Niveau zu bedienen, ja zu unterbieten scheint,  dabei aber schon seit den 1980er ein Eigenuniversum aufgespannt hat, von dessen Originalität, Artistik, Weite und Prägnanz die meisten Zeitgenossen im Kulturbetrieb nur träumen können.
Mit Rücksicht auf die curriculare Verortung wird das Seminar weniger den Musiker, Bühnenclown und Filmemacher als den Sprach-, Sprech- und Erzählkünstler Helge Schneider – Autor von immerhin einem Dutzend Büchern nebst zugehörigen Hörbüchern – in den Blick nehmen. Doch auch seine literarische Seite ist ohne Aspekte wie Improvisation, Jazz, Conference, Groove, Timing oder Scat kaum zu verstehen, so wenig wie ohne Mitberücksichtigung der generischen und medialen Kontexte, in denen er agiert. Ziel des Kurses ist es, vor dem Hintergrund der Traditionen, an die Schneider anknüpft (u.a. Grock, Jürgen von Manger, Thelonius Monk, Lord Buckley, Frank Zappa, Hanswurst), gemeinsam herauszuarbeiten, was seinen Stil und seine Wirkung ausmacht, und dafür nach möglichst unfalschen Begriffen und Beschreibungen zu suchen.